Islam und Demokratie
Wir hören oft, der Islam sei mit der Demokratie nicht vereinbar. Damit geht die Auffassung einher, dass der Islam nicht einfach eine Religion ist, sondern vielmehr eine Gesellschaftsordnung, und zwar eine mit einem sehr effizienten Zugriff auf ihre Angehörigen. Wenn sich manche muslimische Gesellschaften mit der Einführung demokratischer Verhältnisse schwer tun, liegt das nach dieser Auffassung am Islam selbst, der eben keine Demokratie zulasse. Es ist zunächst durchaus richtig, dass in den islamischen Grundaussagen über Demokratie nichts zu finden ist. Überhaupt gibt es im Koran praktisch keine Aussagen zur Politik. Auf zwei Stellen wird oft Bezug genommen. Die eine besagt: "Ihr Gläubigen! Gehorcht Gott und dem Gesandten und denen unter euch, die zu befehlen haben!" (4,59) Die andere empfiehlt "Beratung" (42,38). Aus der ersten Stelle lässt sich eine Gehorsamspflicht gegenüber der Obrigkeit ableiten, aber keine konkreten Hinweise über die genaue Ausgestaltung dieser Obrigkeit. Und aus der zweiten Stelle, wichtige Entscheidungen nach Beratung zu treffen, kann man etwas Demokratisches herauslesen, wie es auch tatsächlich bis heute geschieht. Das alles bleibt enorm vage. Aus dem Koran lässt sich weder im Positiven noch im Negativen irgendeine präzise Haltung zur Demokratie gewinnen. Wer sich mit den Fragen, die um das Thema "Islam und Demokratie" entstehen, näher befassen möchte, findet über den unten stehenden Link zwei weiterführende Texte dazu. Darüber hinaus bietet die Tagung "Scharia und Säkularität" (Arbeitstitel), die vom 29. bis 31. März 2018 an der Evangelischen Akademie Hofgeismar stattfinden wird, eine gute Gelegenheit dazu.
Hier geht es zum Artikel von Rainer Hermann in der Frankfurter Allgemeinen: "Offen für jedes System politische System". Klicken ...
Hier geht es zum Artikel von Alexander Flores: "Islam und Demokratie. Realität und gegenläufige Diskurse". Klicken ...
CIBEDO e.V. (Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle)
Die Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle der deutschen Bischofs-konferenz (CIBEDO) kann in diesem Jahr auf eine 40-jährige Geschichte zurückblicken. Am 19. Oktober 2018 findet ein Festakt in Berlin statt, an dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnehmen wird. Wir nehmen dies zum Anlass, um an dieser Stelle auf CIBEDO hinzuweisen, die in Frankfurt auf dem Gelände der Philosophischen Hochschule St. Georgen (Offenbacher Straße 224) untergebracht ist. CIBEDO hat eine Bibliothek, organsiert Kurse und Tagungen, bringt die CIBEDO Schriftenreihe heraus und bietet aktuelle Informationen zum christlich-islamischen Dialog. Ein Besuch auf der Homepage lohnt sich: www.cibedo.de
Neue Sicht orthodoxer Rabbiner auf das Christentum
von Friedhelm Pieper (Zentrum Oekumene Frankfurt)
Im Dezember 2015 erschien eine überraschende Erklärung orthodoxer Rabbiner aus Israel, Europa und den USA mit dem Titel: „Den Willen unseres Vaters im Himmel tun: Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen“. Sie beginnt mit den Worten: „Nach fast zwei Jahrtausenden der Feindseligkeit und Entfremdung erkennen wir, orthodoxe Rabbiner, Leiter von Gemeinden, Institutionen und Seminaren in Israel, den Vereinigten Staaten und Europa, die sich uns darbietende historische Gelegenheit: Wir möchten den Willen unseres Vaters im Himmel tun, indem wir die uns angebotene Hand unserer christlichen Brüder und Schwestern ergreifen. Juden und Christen müssen als Partner zusammenarbeiten, um den moralischen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.“
Die Rabbiner wollen mit dieser Erklärung zum einen die Bemühungen in den Kirchen anerkennen und würdigen, zu einem grundsätzlich neuen Verhältnis zum Judentum zu kommen und dafür alte traditionelle antijüdische Lehren der Kirchen zu überwinden. Sie wollen aber auch ein Zeichen gegen den auch im Judentum zunehmenden Fanatismus setzen, einschließlich dessen Übergriffe gegen Andersgläubige.
Die Erklärung der Rabbiner ist höchst bemerkenswert, bemüht sie sich doch um nichts Geringeres als darum, aus der jüdischen Tradition diejenigen Stimmen zusammenzutragen, die eine theologische Anerkennung des Christentums aus jüdischer Sicht ermöglichen. Rabbiner Jehoschua Ahrens aus Darmstadt, einer der Mitautoren dieser jüdisch orthodoxen Stellungnahme, erklärte 2016 bei einem Fachgespräch im Zentrum Oekumene in Frankfurt a.M.: „Das Christentum ist weder ein Zufall, noch ein Unfall, sondern gottgewollt und ein Geschenk an die Völker."
Hier geht es zur Erklärung der orthodoxen Rabbiner: Klicken ...